Wien, 24.04.2014 Bundesverwaltungsgericht präsentiert am Girls Day den neuen Beruf der Verwaltungsrichterin Utl: Sehbehinderte Mädchen begleiten blinden Richter in seinem Alltag

Am heutigen Girls Day waren 15 Mädchen – davon 9 sehbehinderte und blinde junge Frauen vom Bundes-Blindenerziehungsinstitut in Wien – zu Gast am neuen Bundesverwaltungsgericht. „Wir präsentieren euch heute den neuen Beruf der Verwaltungsrichterin, von denen derzeit 800 österreichweit Recht sprechen“, sagte Harald Perl, Präsident des Gerichts. Das Wesentliche, um Verwaltungsrichterin zu werden, sei eine fundierte juristische Ausbildung sowie eine einschlägige Berufspraxis in der Verwaltung.

Und Perl weiter: „Wir wollen euch heute auch zeigen, dass eine Sehbehinderung kein Hindernis ist, um Richterin zu werden und um an einem Gericht tätig zu sein“. Denn das Bundesverwaltungsgericht sei das erste und einzige Gericht Österreichs, an dem blinde Richter tätig sind.

Die langjährige Asylrichterin und nunmehrige Richterin am Bundesverwaltungsgericht Alexandra Schrefler-König schilderte den Mädchen eindrücklich ihren Berufsalltag. „Mir ist wichtig, dass ich unabhängig und weisungsfrei entscheiden kann. Ich bin nur den Gesetzen verpflichtet und niemand redet mir drein. Der Beruf der Richterin ist sicher familienfreundlicher als andere Berufe. Ich kann meine Zeit frei einteilen und selbst entscheiden, wann ich welche Akten erledige. Wichtig ist nur, dass die Arbeit gemacht wird“. Und weiter: „Das Um und Auf für den Richterberuf ist also, dass man sich selbst gut organisieren kann, gerne mit Menschen zu tun hat und gerne Entscheidungen trifft.

Gleichzeitig erzählte Gerhard Höllerer, einer der beiden blinden Richter, den Mädchen von seinen Erfahrungen am Bundesverwaltungsgericht und motivierte die Mädchen, ihren beruflichen Weg zu gehen. „Ich habe in meinem Leben mehrmals versucht, mich neu zu orientieren und in einem neuen Bereich Fuß zu fassen. Zweimal hat es nicht geklappt, beim dritten Mal hat es geklappt und ich bin Richter am Bundesverwaltungsgericht geworden. Ich kann euch nur sagen: Gebt nicht auf, wenn ihr etwas erreichen wollt, denn manchmal dauert es einfach länger, bis man ans Ziel gelangt“.

Insgesamt ist das Bundesverwaltungsgericht mit 435 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon 168 Richterinnen und Richtern (knapp die Hälfte Frauen), und zusätzlich etwa 850 fachkundigen Laienrichterinnen und Laienrichtern am Hauptstandort Wien und mit den Außenstellen Linz, Innsbruck und Graz, eines der größten Gerichte Österreichs.

Weitere Informationen zum Bundesverwaltungsgericht sowie Fotos zum Girls Day sind unter www.bvwg.gv.at abrufbar.

Rückfragehinweis:
Bundesverwaltungsgericht
Mag. Dagmar Strobel-Langpaul
Tel: 01-601 49-152212
E-Mail: dagmar.strobel-langpaul@bvwg.gv.at